QFF wehrt sich gegen Bannerverbot
Das in der Schweiz schon mehrfach in verschiedenen Stadien eingesetzt Banner „Fans gemeinsam gegen Homophobie“ bzw. „Fussballfans gegen Homophobie“ wurde am vergangenen Montag 27.3.2017 nach Anpfiff der U20 Partie Schweiz – Deutschland auf Weisung von SRG und SFV verboten und musste abgehängt werden. Die Letzi Junxx protestieren gemeinsam mit den Schweizer QFF Fanclubs aus Bern und Basel und der Aktion „Fans gemeinsam gegen Homophobie“ gegen dieses unerwartete und vollkommen unbegründete Bannerverbot. In einem offenen Brief fordern wir eine Änderung dieser unsäglichen Praxis.
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OFFENER BRIEF AN DIE
SCHWEIZERISCHE RADIO- UND FERNSEHGESELLSCHAFT SRG
UND DEN
SCHWEIZERISCHEN FUSSBALLVERBAND SFV
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(Brief unten als PDF-Link verfügbar)
UPDATE 30.3.2017, 14 Uhr: Erfreuliche Rückmeldungen von SFV und SRG
UPDATE 29.3.2017, 17.30 Uhr: Nicht SRF sondern die SRG Business-Unit Sport war in Biel vor Ort.
Bern/Zürich, 28. März 2017
Bannerverbot «Fans gegen Homophobie», U20 Länderspiel Schweiz – Deutschland vom 27.3.2017
Sehr geehrte Damen und Herren
Beim U20 Länderspiel Schweiz – Deutschland am 27.3.2017 in der Bieler Tissot-Arena hatten einige Fans ein Banner mit der Aufschrift «Fans gemeinsam gegen Homophobie» aufgehängt. Dies in der guten Absicht, damit die Bemühungen der internationalen Sportverbände (insbesondere der FIFA) gegen Homophobie im Fussball zu unterstützen. Rund 15 Minuten nach Spielbeginn wurden die Fans angewiesen, das Banner mit Verweis auf Vorgaben der SRG, abzuhängen.
Inzwischen haben sich sowohl die SRG als auch der Schweizerische Fussballverband (SFV) bei den involvierten Fans auf deren Nachfragen hin gerechtfertigt und verweisen dabei auf das Verbot von Werbung mit politischer, religiöser oder ähnlicher Ausrichtung. Dabei bezieht sich die SRG auf die eigenen Werbegrundsätze der SRG-Business-Unit Sport während sich der SFV auf entsprechende Vorgaben der UEFA beruft.
Beide Institutionen verbergen sich dabei hinter dem üblichen Scheinargument der politischen Werbung.
Die Aktion «Fans gemeinsam gegen Homophobie» macht keine politische Werbung, sondern zeigt lediglich eine Botschaft gegen Homophobie, ähnlich den verschiedenen Kampagnen gegen Rassismus. Das Engagement gegen Homophobie ist in den Statuten in Artikel 3 der FIFA explizit aufgeführt und zudem Inhalt verschiedenster Präventionsprojekte. Die UEFA engagiert sich unter anderem zusammen mit FARE-Network mit verschiedenen Kampagnen und Programmen gegen Homophobie. Es kann doch nicht angehen, dass eine Fanbotschaft, welche die offizielle Haltung der Verbände stützt, als politische Werbung abgetan und verboten wird. Würde ein Banner gegen Rassismus von den Verantwortlichen ebenso sanktioniert? Wohl kaum.
Inkonsequent wird die Argumentation spätestens dann, wenn klar ist, dass das besagte Banner bereits an internationalen Spielen zugelassen und gezeigt wurde. So unter anderem am Champions League Final 2012 und an einer weiteren CL Begegnung 2013 in der Münchner Allianz Arena und bereits 2012 an einem Freundschaftsspiel Deutschland – Israel in Leipzig. Und, last but not least, am 13.10.2016 im Letzigrund beim Champions League Spiel FCZ Frauen – SK Sturm Graz. An all diesen Spielen haben weder Verbände noch TV-Anstalten vor Ort interveniert.
Zudem ist das Banner seit fünf Jahren regelmässig in fast allen europäischen Ligen präsent – auch in der Schweiz. Im Januar wurde das Banner und die Aktion ferner mit dem Julius Hirsch Preis des Deutschen Fussballbundes DFB ausgezeichnet. In diesem Kontext ist der Vorwurf der politischen Werbung entweder nur dumm oder tatsächlich böse Absicht.
Betrachtet man die konkrete Situation beim besagten U20 Spiel in Biel, scheint den Verantwortlichen zudem jedes Augenmass zu fehlen. Bei einem Spiel, das lediglich als Web-Stream gesendet und von geringem kommerziellen Wert ist, Werbe-Richtlinien die für Top-Turniere formuliert wurden vorzuschieben, ist fadenscheinig. Offenbar gelten für U20 Spiele strengere Richtlinien als für die Schweizer Super- und Challenge League.
Wir erwarten von der SRG und dem SFV in dieser Frage eine tatsächliche inhaltliche Diskussion und keine Scheinargumente. Zudem fordern wir einen der freien Meinungsäusserung angemessenen und toleranten Umgang mit Fanbotschaften. Wie soll eine positive und offene Fankultur gefördert werden, wenn deren Ansätze im Keim erstickt werden?
Freundliche Grüsse
Queer Football Fanclubs (Schweiz) / Queerpass Basel, Wankdorf Junxx, Letzi Junxx
Marcel Tappeiner
Aktion «Fans gemeinsam gegen Homophobie»
Simu Weber, Benjamin Netz
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